Fauler Sonntagnachmittag
Sayalonga, 2018
Ich könnte zu den Nachbarn gehen.
Doch ich will gar nicht ihre Sprache hören.
Ich bin nur faul und still.
Für sowas haben die keinen Platz.
Doch ich will faul sein und nicht reden.
Würde ich gehen, knallten Worte gegen die Wand.
Das würde mich verrückt machen.
Sie stoppen nicht vor meinem Ruhebedürfnis.
Dafür haben sie keinen Platz.
Ginge ich, wäre ich nicht nett zu ihnen.
Das wäre überhaupt nicht gut.
Es nähme mir meinen faulen Sonntagnachmittag.
Ich habe keine Bedenken für irgendetwas.
Ich schließe meine Augen, drifte weg.
Und verschwinde in mir.
Ich träume von Liedern ohne Worte.
Ihre Melodie ist still und stumm.
Lautlose Klänge, wie in einem Regenbogen.
Niemand hält mich auf; niemand hört mich.
Ich habe nichts zu sagen.
An meinem faulen Sonntagnachmittag.
Darum weiß ich: Ich BIN!
***
Hey Spieler
Lübbecke, 2019
Hey Spieler, spiel ein Lied für mich
Du sitzt vorm Kaufhaus und spielst
Und vor Dir liegt Dein Hut
Du lächelst und scheinst frei zu sein
Die Sonne bescheint Dich
Aber ich bin müde und sitze nicht neben Dir
Ich kenne keinen Ort
Wohin es sich lohnen würde, zu gehen
Darum spiel ein Lied für mich, lächle für mich
Dann sag mir den Ort, wohin Du gehst
Spiel ihn mir, den glücklichen Ort
Wenn Dein Song gut ist
Werde ich Dir folgen zu jedem verrückten Ort
Spiel dieses Lied für mich
Reich mir die Hand
Lass mich nicht blind stehen
Abends sehe ich die verlorene Zeit
Sie war zerronnen
Wie Sandkörner aus meiner Hand
Zerronnener Sand kehrt nicht zurück
Ich bin müde und sehe meine uralte, leere Straße
Ich sehe meine zerschundenen Füße
Orte ziehen vorbei - menschenleer
Sie sind alle zu tot, um zu träumen
Darum spiel ein Lied für mich, lächle für mich
Dann sag mir den Ort, wohin Du gehst
Spiel ihn mir, den glücklichen Ort
Ich werde Dir folgen
Manchmal höre ich ein falsches Lachen
Es schwingt über der Sonne
Und richtet sich an niemanden
Es ist nur auf der Flucht
Und schaue ich den Himmel
Sehe ich auch dort die Zäune
Doch Dein zartes Lied, Spieler
Zeigt mir vage Spuren vom Heimwärts
Du bist nur ein zerlumpter Clown
Es stört mich nicht
Darum spiele mir einen Ort
Zu dem ich gehen kann
Du siehst mich nicht - nur meinen Schatten
Er jagt mit mir durch verängstigte Bäume
Hey Spieler, spiel ein Lied für mich
Nimm mir die Müdigkeit
Zeig mir mit Deinem Lied den Ort
Wohin ich gehen kann
Spiel mir ein Lied
Dass den Nebel aus meinem Geist löst
Lass mit dem Lied
Die Ruinen der Zeit verschwinden
Lock meine gefrorene Seele raus
Zum windigen Strand
Hin zur Verrücktheit
Weg aus der Reichweite von Trauer
Hey Spieler, spiel mein Lied für mich
Spiel mir den Ort
Wo ich unter dem diamantenen Himmel tanzen werde
Spiel mir den Ort, wo meine Fäuste sich lösen
Und meine Hände frei winken können
Hey Spieler, geh voraus, spiel mir mein Lied
Ich folge Dir
Hey Spieler, spiel mein Lied für mich
Spiel mir den Ort
Wo der Mond als Silhouette auf dem Meer tanzt
Wo ich eingekreist bin vom Sand der Zeit
Und ich mein Gedächtnis, mein Schicksal
Tief unter den Wellen ablegen kann
Spiel mir den Ort
Wo ich das Heute bis morgen vergesse
Hey Spieler, spiel ein Lied für mich
Hey Spieler, spiel mein Lied für mich
Sei es auch noch so verrückt
Ich werde Dir und Deinem Lied folgen
Hey Spieler, spiel ein Lied für mich
Hey Spieler, spiel mein Lied für mich
***
Steh mir bei
Sayalonga, 2018
Ich fürchte mich vor dieser Nacht
Vor diesem dunklen Land
Kein Sternenlicht trifft heut´ mein Herz
Komm, steh mir bei
Halt meine Hand
Nimm mir die gottverdammte Angst
Ich kann den Himmel nicht mehr sehen
Und falle in der Dunkelheit
Blut rinnt - ich schmier´s an eine Wand
Komm, steh mir bei
Halt meine Hand
Nimm mir die gottverdammte Angst
Ein Eisberg bricht ins Tränenmeer
Die meinen fließen in den Sand
Verdampften dort wie Hoffnungsmilch
Komm, steh mir bei
Halt meine Hand
Nimm mir die gottverdammte Angst
Komm, bleib bei mir, mein Silbermädchen
Lass uns das Licht der Sterne sehn
Küss mir die Angst von meinen Wangen
Komm, lass uns heut zusammen steh´n
Komm, steh mir bei
Halt meine Hand
Nimm mir die gottverdammte Angst
Komm, steh mir bei
Halt meine Hand
Nimm mir die gottverdammte Angst
***